Script Supervisor

Der Beruf des Continuity oder auch Script-Continuity oder auch Script Supervisor umfasst einen komplexen Bereich während der Film- und Fernsehproduktion und beschäftigt sich mit der Dokumentation und Überwachung von allen technischen und künstlerischen Aspekten der Dreharbeiten.

Berufsbild

Eine einheitliche und staatlich anerkannte Ausbildung zu diesem Beruf gibt es in Deutschland nicht. Dementsprechend ist kein besonderer Schul- oder Studienabschluss notwendig. Volontariate bei erfahrenen Continuities, Assistenzen im Schneideraum oder Fortbildungskurse an entsprechenden Institutionen sowie praktische Übungen während Kurz- und Übungsfilmen an Filmhochschulen sind bisher die üblichen Optionen, um in diesem Beruf Fuß zu fassen.

 

I. Allgemeine Definition

Die uneinheitliche Ausbildung zu diesem Beruf, die aus der Geschichte und Tradition der Filmherstellung (seit Ende des 2. Weltkriegs) in Deutschland resultiert, führte zu einer mehrfachen Veränderung und Erweiterung des Berufsbildes. Wurde dieser Beruf am Anfang mit der Bezeichnung ‚Ateliersekretär/in’ oder auch einfach ‚Script’ versehen, so wurde im Laufe der Zeit dieser Beruf um den Aspekt der Anschlüsse oder auch ‚Continuity’ erweitert. Aus ‚Script’ wurde ‚Script-Continuity’ oder auch nur ‚Continuity’, und schließlich erweiterte sich dieser Beruf im Zuge der Internationalisierung zu dem weltweit anerkannten Begriff ‚Script Supervisor’, der neben den herkömmlichen Aufgaben auch eine beratende und somit einflussreichere Stellung einnimmt.

Hinzu kommt, dass die gewerkschaftliche Vertretung im Vergleich zu anderen Gewerken wie zum Beispiel Kamera oder Schnitt häufig vernachlässigt wurde. Eine konkrete Interessenvertretung dieses Berufes bei den vergangenen Tarifrunden der letzten 25 Jahre hat es nicht gegeben. Dementsprechend ist die Vergütung für diesen Beruf, im Vergleich zu anderen Gewerken, nachteilig verlaufen. Ganz besonders unter Berücksichtigung der Tatsache, dass über Jahrzehnte hinweg zwei Berufe – nämlich ‚Script’ und ‚Continuity’ – ohne entsprechende finanzielle Anerkennung  zu einem Beruf zusammengefasst wurden.

Es gilt diesen Rückstand wieder aufzuholen.

Per Beschluss der Fachgruppe Script Supervisor des BVR (vormals ‚Continuity’) wurde im Februar 2017 die Berufsbezeichnung von ‚Continuity’ in ‚Script Supervisor’ geändert und am 8. Februar 2017 in die Satzung des BVR aufgenommen.

II. Berufliche Voraussetzungen

  • filmtechnische Grundkenntnisse (Kameratechnik, Tontechnik, Schnitt, VFX)
  • Set-Erfahrung
  • optisches Verständnis (visuelles Denkvermögen) und Kombinationsvermögen
  • schnelle Auffassungsgabe & Teamfähigkeit
  • ausgeprägtes sprachliches Empfinden in Bezug auf die eigene Ausdrucksfähigkeit und die Dialogüberwachung
  •  Konzentrationsfähigkeit und Fähigkeit zur Selbstorganisation/methodisches Arbeiten
  • Flexibilität und Offenheit gegenüber technischen Neuerungen
  • Offenheit für verschiedene Regie- und Inszenierungsstile
  • die Fähigkeit, in allen Situationen Ruhe zu bewahren und den Überblick zu behalten

III. Aufgaben

Die Tätigkeit des Script Supervisors oder auch Script-Continuities umfasst die Dokumentation der verschiedenen künstlerischen und technischen Einzelkomponenten in schriftlicher Form während der Film- und Fernsehproduktion, wobei die Bezeichnung ‚Script Supervisor’ das Aufgabenfeld um die wichtige beratende Funktion für Regie und Kamera erweitert.

Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit den an der Filmherstellung Beteiligten. Die/der Script Supervisor/Script-Continuity sitzt somit während der Dreharbeiten im Zentrum aller Gewerke und ist Ansprechpartner für Regie, Kamera, Schnitt, Schauspiel, Kostüm, Maske, Ausstattung und Ton in Bezug auf Anschlüsse und muss abwägen können, ob eine Einstellung wegen eines Anschlussfehlers (dies beinhaltet auch Achsensprünge) nochmals gedreht werden muss oder nicht.

Die Tätigkeit des ‚Scripts’ umfasst ausschließlich die Erstellung der Berichte für den Schneideraum, den DIT (Digital Image Technician) und die Produktion (Cutterbericht & Tagesbericht). Die Erstellung von Bild-Negativberichten (auch Camera Reports) fällt mit dem digitalen Filmemachen weg. Alle essentiellen Informationen sind für die Schnittassistenz aus dem Cutterbericht ersichtlich. Mit diesem Aufgabenbereich kann das ‚Script’ die für den ‚Continuity’-Beruf erforderlichen Erfahrungen machen. Wenn lediglich diese Position eingenommen wird, ist die Bezeichnung ‚Continuity’ nicht berechtigt.

 

a. Tätigkeiten während der Vorbereitungszeit

  • Studium des Drehbuchs oder sonstiger Werkvorlagen in Bezug auf inhaltliche und anschlusstechnische Aufgabenstellungen.
  • Teilnahme an Regiebesprechungen.
  • Erstellung von eigenen Drehbuchauszügen (Personen-, Requisiten- und Kostümanschlüsse).
  • Abstimmung der Drehbuchauszüge mit Regieassistenz.
  • Vorstoppen des Drehbuchs in Absprache mit Regieassistenz und Produktion. Das Vorstoppen ist vornehmlich Aufgabe der Regieassistenz! Sollte der/die Script Supervisor/Script-Continuity mit dieser Aufgabe betraut werden, so muss dieses Vorstoppen extra vergütet werden. (In der Regel 1 Tag Arbeit für einen 90-minütigen Film).
  • Vorbereitung oder auch Einrichten eines spezifischen Drehbuchs für die Dreharbeiten.
  • Abstimmung mit dem Schneideraum und Produktion über die Form der Berichterstattung und des Workflows. (individuelle Erfordernisse des jeweiligen Cutterberichts).
  • Abstimmung mit Aufnahme- bzw. Produktionsleitung über die Form des Tagesberichts und die Bestellung des für die Arbeit erforderlichen Büromaterials.

Wichtig: Form, Inhalt und Erstellung des Tagesberichts oder der Tagesberichtsdatei liegen in der Verantwortung der Produktion bzw. der Produktionsleitung. Dies ist nicht die Aufgabe des Script Supervisors/Script-Continuities. Er oder sie übernimmt lediglich die Vorlage der Produktion und füllt den Bericht dann täglich aus.

Die Dauer der Vorbereitungszeit richtet sich nach den Anforderungen, welche das Drehbuch stellt. Die optimale Vorbereitungszeit für Fernsehspiele, TV-Serien beträgt einen Vorbereitungstag pro Drehwoche.

Für einen 90-minütigen Fernsehfilm ist die Vorbereitungszeit mindestens drei Tage.

Für einen Kinofilm mindestens fünf Tage.

Wird der/die Script Supervisor/Script-Continuity zu Produktionsbesprechungen während der Vorbereitungszeit eingeladen oder aufgefordert an diesen teilzunehmen, so muss diese Arbeitszeit extra vergütet werden.

Dieses gilt ebenso für die Einladung oder Aufforderung zur Teilnahme an Leseproben.

 

b. Tätigkeiten während der Drehzeit

  • Erstellung schriftlicher Aufzeichnungen über die Details des Szenenablaufs. D.h. Anschlüsse in Bezug auf Schauspielerverhalten, Kamerapositionen, Blickwinkel, Achsen, Wetter und Ton (Musik).
  • Verantwortung für Bewegungs- und Textanschlüsse.
  • In Zusammenarbeit mit Regie und Kamera Verantwortung für Achsen (wird regelmäßig mit mehr als zwei Kameras gedreht, sollte der Script-Supervisor/Script-Continuity mit einer Assistenz bzw. einem Script unterstützt werden).
  • Unterstützung der Kameraabteilung bei der Kontrolle des Materialverbrauchs. Die Fähigkeit, ein Drehverhältnis zu errechnen, ist dabei von essentieller Wichtigkeit. Seit dem Einzug der Digitalisierung ist diese Kontrollfunktion in den Hintergrund gerückt, weil kein Filmmaterial mehr verbraucht wird, es kann jedoch weiterhin die Dreheffizienz von Regie und Kamera im Sinne der Produktion durch das Drehverhältnis eingeschätzt werden. Die Berechnung des Drehverhältnisses  bleibt somit weiterhin eine Kernkompetenz des Script Supervisors/Script-Continuity.
  • Unterstützung bei der Kontrolle der Requisiten-, Kostüm- und Maskenanschlüsse. Die letztendliche Verantwortung liegt aber bei den einzelnen Gewerken.
  • Textüberwachung während der Proben und bei der Film- und Fernsehherstellung.
  • Mitstoppen der Einstellungen und Erstellen einer Drehstoppliste. Laufende Überwachung der Szenenlängen im Vergleich zur Vorstoppzeit. Erstellung einer Hochrechnung. Werden während der Dreharbeiten Schnittzeiten vom Cutter/Schnitt weitergegeben, sollten diese in die Hochrechnung mit einbezogen werden.
  • Festlegung der Einstellungsnummerierung nach Absprache mit Regie und Schnitt.
  • Erstellung der Berichte für den Schneideraum (Cutterberichte).
  • Erstellung eines täglichen, handschriftlichen oder digitalen, Produktionsberichts (Tagesbericht). Erfolgt die Erstellung in digitaler Form, sind Grundkenntnisse in Excel dafür notwendig.

Angaben über Drehverzögerungen werden nicht vom Script Supervisor/Script-Continuity eingeholt, nach Absprache mit der Aufnahmeleitung (AL) und Regieassistenz aber im Tagesbericht vermerkt.

Die Arbeitszeiten der einzelnen Gewerke werden nicht vom Script Supervisor/Script-Continuity eingeholt. Diese Tätigkeit fällt nicht in den Aufgabenbereich dieses Berufsbildes. Je nach individueller Absprache mit der Produktion, kann aber die/der Script Supervisor/Script-Continuity diese Informationen freiwillig für den Tagesbericht einholen. Dieses freiwillige Angebot unterliegt ausdrücklich keiner Allgemeingültigkeit!

Die Erstellung eines Minuten-Planes fällt nicht in die Verantwortung eines Script Supervisors/Script-Continuities.

Die Arbeit des Script Supervisors/Script-Continuities endet gewöhnlich spätestens einen Tag nach Beendigung der Dreharbeiten.

Die Benutzung von eigenem Equipment wie z.B. Lap-Top, Tabletts etc. wird der Produktion in Rechnung gestellt.

Dem Script Supervisor/Script-Continuity sind tägliche Nachlaufzeiten nach Drehende zur Erstellung des Tagesberichtes zu gewähren.

Die Dokumentation von VFX-Daten – ab einem gewissen Aufwand – obliegt nicht der Verantwortung eines Script Supervisors/Script-Continuities.

IV. Zusätzliche Tätigkeit des Script Supervisors

Hierbei handelt es sich um die schon erwähnten zusätzlichen beratenden Aufgaben zur Unterstützung von Regie und Kamera am Set.

Der Script Supervisor ist somit neben der Regieassistenz enger Mitarbeiter der Regie. Im Idealfall ergänzen sich die Gewerke. Die künstlerische Mitarbeit des Script Supervisors kann durch die Regie gewünscht und/oder gefordert sein.

Um diese Position auszufüllen, bedarf es eines umfangreichen Verständnisses nicht nur von allen technischen Aspekten des Filmemachens, sondern auch – zumindest in Ansätzen – von Dramaturgie und Schauspielerei bzw. Schauspielführung. Es erfordert auch eine eigene Recherchefähigkeit, um eventuelle Unstimmigkeiten im Drehbuch (z.B. Dramaturgie, Ausstattung, Kostüm, Maske, etc.) zu überprüfen und gegebenenfalls zu korrigieren. Und der/die Script Supervisor/in sollte in der Lage sein, die Auflösung von Regie und Kamera auf Vollständigkeit und dramaturgische Stimmigkeit zu überprüfen.

In allen Fällen ist es das Bestreben, Lösungsvorschläge anbieten zu können.

Diese Scriptsupervision hat stets die Umsetzung des vorliegenden Drehbuchs im Sinn.

Es handelt sich also, wie alle Tätigkeiten am Set, um eine der Regie dienende Funktion.

Diese zusätzliche Mitarbeit kann die/der Script Supervisor/in nur anbieten. Es liegt dann im Ermessen der Regie, sich aus diesem Angebot das als Unterstützung zu holen, was den individuellen Bedürfnissen der jeweiligen Regie nützt.

Trotzdem sollte es das Bestreben aller sein, diese Qualifikationen zu erwerben, um diese im Sinne der Film-Produktion möglichst vorteilhaft einbringen zu können.

© Manfred Behrndt (BVR), Barbara Krieger (BVR), Ulrich Sack-Bernstiel (BVR) & Axel Schill (BVR) April 2017