Zukunftsprogramm Kino und Film

Verbandsnews
Was die neue Regierung jetzt für den Film tun muss

Für die Vorbereitung der anstehenden Koalitionsgespräche wurde folgendes Schreiben an die Verantwortlichen in der Politik gesendet:

»Dem deutschen Film geht es nicht gut« – so die jüngste Feststellung der BKM. Wir stimmen dieser Diagnose zu. Der deutsche Film und seine Förderung sind visionslos. Der deutsche Film ist international irrelevant und nicht wettbewerbsfähig. Deutschland hat einen der höchsten Förderetats in Europa. Im Verhältnis zu den eingesetzten ökonomischen Mitteln hat der deutsche Film die schlechtesten Publikumszahlen in den Kinos und die geringsten Erfolge auf Filmfestivals.

Wir begrüßen die grundsätzliche Bereitschaft der Koalitionspartner, die Filmförderung neu zu denken und den deutschen Film für die Zukunft neu aufzustellen. Das Gesamtmodell des deutschen Films und seiner bisherigen Förderung muss auf den Prüfstand. Die zwischen der BKM und der deutschen Filmbranche im September bereits begonnenen Gespräche sollten in diesem Sinne zügig fortgesetzt werden.

Aus unserer Sicht ergeben sich folgende Forderungen an die neu zu bildende Regierungskoalition.

1. Der deutsche Film braucht eine Neustrukturierung der Filmförderung

Das Gesamtmodell der deutschen Filmförderung und das Zusammenspiel der Filmförderung mit den Fernsehsendern muss in seiner jetzigen Form einer kritischen Analyse unterzogen und neu gedacht werden. Wir plädieren für einen Ausbau von automatisierten Förderprozessen einerseits und für eine Stärkung der Filmförderung nach künstlerischen Kriterien andererseits. Die Filmförderung muss in der gesamten Entstehungs- und Verwertungskette eines Films
denken und handeln – von der Idee bis zur Auswertung.

2. Der deutsche Film braucht Transparenz

Die Besetzung von Fördergremien und deren Entscheidungsprozesse benötigen Transparenz und Unabhängigkeit. Das bedeutet, dass Gremienentscheidungen begründungspflichtig sind und die Begründungen den Betroffenen
mitgeteilt werden müssen. Dies gilt für Zusagen ebenso wie für Ablehnungen. Sämtliche Förderentscheidungen müssen öffentlich transparent sein. Das Verhältnis der eingesetzten Fördermittel zum wirtschaftlichen wie künstlerischen Erfolg jedes Films ist offen zu legen.

3. Der deutsche Film braucht mehr Filmbildung

Der Bund wird aufgefordert, ein umfassendes Programm zur Unterstützung der Länder bei der Filmbildung an den Schulen und über die Schulen hinaus in die Wege zu leiten. Filme können nur erfolgreich sein, wenn es ein Publikum gibt, das sie schätzt.

4. Der deutsche Film braucht Solidarität

Es gibt keine »Filmflut«, sondern es gibt zu wenig gute deutsche Filme und zu wenig Vielfalt im deutschen Film. Ausschlussverfahren und die einseitige Konzentration auf Spitzenförderung untergraben soziale Nachhaltigkeit und Diversität und damit zentrale Grundwerte unserer Kultur. Solidarität bedeutet auch: faire und soziale Arbeitsbedingungen in der Filmbranche sowie eine Praxis ökologischer Produktion und Auswertung. Dabei dürfen soziale und ökologische Nachhaltigkeit nicht gegeneinander ausgespielt werden.

5. Film ist Kunst und braucht Freiheit

Die Forderung des Deutschen Kulturrats, im Koalitionsvertrag ein klares Bekenntnis zur Kunst-, Wissenschafts-, und Meinungsfreiheit zu verankern, gilt genauso für den deutschen Film. Darüber hinaus bedeutet Freiheit für den Film auch künstlerische wie wirtschaftliche Handlungsfreiheit für die Kreativen und alle anderen Akteur*innen der Filmbranche, die die deutsche Filmkultur gestalten.

In diesem Sinn fordert die IZK+F eine Modernisierung und Grunderneuerung der deutschen Filmförderung. Wir freuen uns über die Bereitschaft der Parteien, ein Bundeskulturministerium einzurichten. Der deutsche Film muss hier einen zentralen Platz einnehmen.

Wir begrüßen die Absicht, den Gesamtetat für den Film endlich auf ein internationales Niveau zu heben, wie sie in den veröffentlichten Antworten [initiative-zukunft-kino-und-film.de] auf die Film-Wahlprüfsteine der IZK+F zum Ausdruck kommt. Etaterhöhungen machen aus unserer Sicht aber nur dann wirklich Sinn, wenn sie mit einer Neustrukturierung der deutschen Filmfinanzierungverbunden sind.

Wir fordern ein klares Bekenntnis der Filmförderung zum Film als Kunst und Kulturgut! Der deutsche Film braucht eine Vision und wir freuen uns darauf, unsere Ideen mit Ihnen zu teilen.

Initiative Zukunft Kino+Film

 

AG Kurzfilm

Bundesverband kommunale Filmarbeit

Bundesverband Regie

Crew United

Hauptverband Cinephilie

Verband der deutschen Filmkritik

Zukunft deutscher Film